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Es sind die kleine Dinge der Welt...

Am 17. Mai fand die Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes (AGV) Ruhr-Lippe e.V. statt. Auf dem Programm stand – fast schon traditionell – das Spargelessen mit dem ebenfalls der Bürogemeinschaft in Bochum angehörigen Arbeitgeberverband Papier, Pappe, Kunststoff Westfalen e.V.. Außerdem war Moritz Freiherr Knigge als Lunch Speaker eingeladen. Er sprach zum Thema „Erfolgsfaktor Wertschätzung – besser miteinander“.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Stephan Potthoff-Wenner, Vorsitzender des AGV Papier, Pappe, Kunststoff Westfalen, der auch kurz auf die Ergebnisse der NRW-Landtagswahl einging und seiner Hoffnung auf einen wirtschaftspolitischen Neuanfang Ausdruck verlieh, ergriff Moritz Freiherr Knigge das Wort. Sein Name, das stellte er direkt am Anfang klar, führt im Alltag häufig zu komischen Situationen. „Wenn ich mit Karte zahle, werde ich schon auf den Namen angesprochen. ‚Ist das DER Knigge?’ wird immer wieder gefragt.“ Und in der Tat, Moritz Freiherr Knigge ist ein Nachfahre des „Original-Knigge“. Adolph Freiherr Knigge lebte im 18. Jahrhundert und war Autor des Werks „Über den Umgang mit Menschen“. Wirklich viel zu Etikette und „guten Manieren“ steht dort aber gar nicht geschrieben. „Ein Satz aber, der gilt damals wie heute und ist der beste Etikette-Tipp“, sagte Moritz Freiherr Knigge. Der Satz lautet: „Dies sind nur die kleinen Dinge der Welt, aber jeder kluge Mensch soll sich bewusst darüber sein, dass seine persönliche zeitliche Wohlfahrt immer wieder von Menschen abhängt, denen diese kleinen Dinge wichtig sind. Von daher wäre es dumm, sie einfach zu missachten.“

Im Laufe der Zeit ist das Wort „Knigge“ in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen, geschützt ist der Begriff daher nicht. Sogar ein Gerichtsurteil hat dies bestätigt. „Bei Amazon habe ich 4500 Ergebnisse zum Thema Knigge gefunden. Es wäre schön, wenn man Geld dafür kriegen würde, denn es gibt mittlerweile Knigges für alles mögliche. Garten-Knigges, Küchen,Knigges, Unternehmens-Knigges – es geht immer darum, wie estwas richtig gemacht wird“, zählte Moritz Freiherr Knigge auf. Im weiteren Verlauf legte er dar, wie er in den vergangenen 15 Jahren, in denen er sich mit dem Thema „Guter Umgang“ beschäftigt hat, immer wieder auf die gleichen Antworten gestoßen ist. „Jeder Mensch möchte wahrgenommen werden, möchten höflich behandelt werden und ein „Bitte“ oder „Danke“ hören. „Über diese Umgangsformen gibt es einen breiten Konsens. Das Problem ist: Wir laufen alle mit einem grellen Heiligenschein herum und sind davon überzeugt, dass wir immer höflich, nett und zuvorkommend sind“, sagte Moritz Freiherr Knigge. Die Realität sieht meist anders aus. „Gerade erfolgreiche Menschen sind überzeugt: Ich muss alles richtig gemacht haben, sonst wäre ich nicht dort, wo ich bin.“ Höfliche Menschen aber, sind immer bereit zur Vorleistung. Wo wir wieder bei Adolph Freiherr Knigge sind. „Es sind die kleinen Dinge der Welt...“

"Gesund im Betrieb - wie geht's?"

Bei der anschließenden Mitgliederversammlung standen neben der Haushaltsrechnung und Entlastung die turnusmäßigen Wahlen des Vorstandes und des Ausschusses auf dem Programm. Zuvor aber ergriffen Verbandsingenieur Martin Fityka und Verbandsjuristin Juliane Imig das Wort. Sie referierten gemeinsam zum Thema „Gesund im Betrieb – wie geht’s?“. Martin Fityka erklärte zu Beginn, warum ein umfassendes Gesundheitsmanagement Sinn macht. „Die durchschnittliche Krankenquote beträgt etwa 5 %. Wenn Sie im Unternehmen aber kaum Fluktuation haben und dadurch eine immer älter werdende Belegschaft haben, steigen die Kosten einerseits, und der Planungsaufwand andererseits“, so Fityka. Zwingend sei aber, dass die Geschäftsführung ein betriebliches Gesundheitsmanagement unterstützt und es nicht zu einer reinen Marketingmaßnahme verkommen lässt. „Der Spruch ‚a apple a day keeps the doctor away’ funktioniert nicht“, machte Martin Fityka klar.

Er stellte im weiteren Verlauf kursorisch dar, wie ein echtes Gesundheitsmanagement aussehen kann. Zu Beginn sei eine IST-Analyse obligatorisch. Dazu zählte er unter anderem eine Demografieanalyse, Gefährdungsbeurteilungen, Beschäftigten-Befragung, Fehlzeiten-Analyse und Gesundheitsberichte der Krankenkassen. Mögliche Maßnahmen seien in einem zweiten Schritt eine Gesundheitsförderung durch Seminare (Hebe-Trage-Schulung), eine Umstellung der Ernährung in der Kantine (Pommes-Steuer) und Bewegungsangebote (Betriebssport). Für ein richtiges „Management“ ist im letzten Schritt auch ein Controlling vorzuhalten. Wie hat sich der Umsatz in der Kantine geändert? Wie sieht die Krankenquote aus? Wie liegen wir im Benchmark? „Wenn Sie systematisch vorgehen, werden Sie sehr schnell kleine Erfolge erzielen. In Gesundheit zu investieren lohnt sich, denn langfristig werden Sie damit Geld einsparen.“ Juliane Imig ergriff im Anschluss das Wort und erklärte, welche (arbeits-) rechtlichen Ansprüche für das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) gelten. Denn wenn ein Mitarbeiter krankheitsbedingt sechs Wochen am Stück oder mit Unterbrechungen ausfällt, schreibt der Gesetzgeber ein Eingliederungsmanagement vor. Schon bei der Einladung zu einem BEM-Gespräch müssen Fallstricke beachtet werden. „Sie sollten den Beschäftigten eindringlich darauf hinweisen, das BEM anzunehmen – ohne direkt mit der Kündigung bei Ablehnung zu drohen. Das sollten Sie nach Möglichkeit anders formulieren. Eine krankheitsbedingte Kündigung ist bei Ablehnung eines BEM aber grundsätzlich möglich “, so Juliane Imig, die im weiteren Verlauf auf mögliche Angebote des Arbeitgebers zur Wiedereingliederung einging. So seien die Umsetzung auf einen anderen Arbeitsplatz, die Reduzierung der Arbeitsbelastung oder die Verringerung der Arbeitszeit denkbar.

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