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Pilotabschluss in der M+E-Industrie

4,3 Prozent mehr Entgelt nach drei Nullmonaten ab dem 1. April 2018, eine Laufzeit von 27 Monaten und eine Einmalzahlung von 100 Euro für die Monate Januar bis März. So lautet der „einfache“ Teil des Tarifabschlusses für die Metall- und Elektroindustrie, auf den sich Arbeitgeber und IG Metall am frühen Dienstagmorgen in Baden-Württemberg geeinigt haben. „Die gefundenen Kompromisse beim Thema Arbeitszeit sind sehr komplex und erklärungsbedürftig“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest e.V. mit Sitz in Bochum.

Der neue Tarifabschluss erlaubt es den Betrieben, mit deutlich mehr Beschäftigten als heute 40-Stunden-Verträge abzuschließen. Im Gegenzug haben Beschäftigte künftig einen Anspruch, ihre Wochenarbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden abzusenken. Die Unternehmen können das aber unter bestimmten Voraussetzungen ablehnen, etwa wenn es betrieblich nicht umsetzbar ist. „Wichtig ist, dass wir unter dem Strich kein Arbeitszeitvolumen verlieren. Und den von der IG Metall geforderten Teillohnausgleich wird es auch nicht geben“, erklärt Erlhöfer und verspricht: „Wir werden unsere Mitglieder bei der praktischen Anwendung im Betrieb unterstützen, wo wir können.“

Vereinbart wurde zudem eine weitere Sonderzahlung ab 2019, ein tarifliches Zusatzgeld ("T-ZUG"). Dieses setzt sich zusammen aus  27,54 Prozent eines Monatsentgelts sowie einem für alle Beschäftigten identischen Betrag (2019: 400 Euro). Letzterer kann betrieblich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verschoben, abgesenkt oder gestrichen werden. „Damit haben wir eine nachhaltige differenzierende Lösung für Betriebe gefunden, die sich in wirtschaftlicher Schieflage befinden“, so Erlhöfer. Beschäftigte mit einem privaten Betreuungsaufwand (Kindererziehung, Pflege von nahen Angehörigen) und Schichtarbeiter erhalten zudem eine Wahloption zwischen Geld und Zeit: Sie können zwischen Auszahlung des Zusatzgeldes  oder acht zusätzlichen freien Tagen wählen. Ein innovativer Rahmentarifvertrag zum mobilen Arbeiten gibt den Betrieben weitere Gestaltungsspielräume, wobei wegen der Art der Arbeit bestimmte Zeitzuschläge wegfallen.

„Wir werden unsere Mitglieder über die Details des Tarifabschlusses informieren, bevor wir diesen zur Abstimmung stellen. Klar ist: Die Entgeltsteigerung und die Komplexität des Pilotabschlusses werden speziell manches mittelständisches Unternehmen an die Belastungsgrenze bringen“, so Erlhöfer abschließend. Die Arbeitgeberseite habe einige Kernziele erreicht, aber natürlich auch erhebliche Zugeständnisse machen müssen. Ob der Tarifabschluss auch in Nordrhein-Westfalen übernommen wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen.