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Signale der Branche gehört?

„Die IG Metall scheint zur Zeit gedanklich einen Schritt weiter zu sein als andere Gewerkschaften“. So kommentiert Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest, die Forderungsempfehlung der regionalen Tarifkommission der IG Metall für die Tarifrunde 2021.

Die Gewerkschaft fordert für die im Dezember beginnende Tarifrunde zwar eine Vier-Tage-Woche mit teilweisem Lohnausgleich, verzichtet aber auf eine bezifferte Forderung zu einer allgemeinen Entgelterhöhung. Anders als zum Beispiel die Gewerkschaft ver.di, die in der für Viele von Unsicherheit geprägten Zeit zum Teil massive Streikmaßnahmen ergreift, scheint die IG Metall die wirtschaftlichen Signale aus der Branche aufgenommen und offenbar zum großen Teil zutreffend bewertet zu haben, nämlich, wie sehr die Wirtschaft unter Druck geraten ist.

„Wir stecken in der wohl schwersten Rezession seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland, da passen allgemeine Lohnerhöhungen nun wirklich nicht ins Bild. Es ist folgerichtig, wenn die IG Metall jetzt den Fokus auf die Sicherung der Arbeitsplätze richtet,“ so Erlhöfer am Freitag in Bochum. Alles, was die Betriebe in dieser schwierigen Phase entlaste, werde zur Stabilisierung der Beschäftigung beitragen. Das große Aber: „Die Einführung einer Vier-Tage-Woche mit Teillohnausgleich gehört natürlich nicht dazu. Was die Arbeit ohne Gegenleistung teurer macht, leistet eher dem Abbau von Arbeitsplätzen aus Wettbewerbsgründen Vorschub“, bewertet Erlhöfer die entsprechenden Vorschläge der IG Metall NRW.

Die Arbeitgeber in der M+E-Industrie in NRW seien bereit, mit der IG Metall über intelligente tarifliche Lösungen zu sprechen, die die angespannte Liquiditätslage sehr vieler Unternehmen positiv beeinflussen könnten. „Wir stehen auch zu der im März gegebenen Zusage, die Verhandlungen über alle Fragen im Zusammenhang mit dem Transformationsprozess der Industrie fortzusetzen“, sagte Erlhöfer. Dabei teile man die Einschätzung der IG Metall, dass die Transformation in der Corona-Krise deutlich Fahrt aufgenommen hat. Insgesamt verstehe der Verband die Empfehlung der IG Metall als ein Angebot zur Zusammenarbeit in einer für die Metall- und Elektroindustrie nach wie vor bedrohlichen Situation. Einer aktuellen Konjunkturumfrage des Verbandes zufolge seien in NRW nach wie vor 85 Prozent der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie zum Teil massiv von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Fast zwei Drittel der Betriebe (63 Prozent) hätten gegenwärtig Kurzarbeit. Die Kapazitätsauslastung in der gesamten Industrie liege gerade mal bei 76 Prozent und damit fast zehn Prozentpunkte unter der Normalauslastung.