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Verhaltener Start in 2022

Anhaltende Lieferketten- und Logistikprobleme sowie die derzeitige Rohstoff- und Energiekostensituation sind aktuell die größten konjunkturellen Risiken. Das geht aus den Daten der jüngsten Konjunktur-Prognosen der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen hervor.

Die 430 vorwiegend industriell geprägten Mitgliedsunternehmen sind im Dezember nach den Erwartungen für das 1. Halbjahr 2022 befragt worden, die Antworten deuten auf einen verhaltenen Start hin. Zwar steigen die Geschäftserwartungen im Vorjahresvergleich leicht (von 63 auf 67 % Positivmeldungen) und die Umsatzprognosen mäßig von 65 auf 73 % an, dafür stagnieren aber die Auftragsprognosen sowohl aus dem Inland (71 % gegenüber 69 % im Vorjahr) als auch aus dem Ausland (53 % gegenüber 51 % im Vorjahr). Die Ertragsprognosen (61 % gegenüber 65 % im Vorjahr) sinken sogar. „All diese Parameter deuten eher auf Stagnation als auf Aufschwung hin“, sagte AGV-Hauptgeschäftsführer Dirk W. Erlhöfer am Donnerstag in Bochum. „Wer gedacht hätte, dass die Industrie 2022 endlich durchstartet, wird sich gedulden müssen. Dafür haben die Unternehmen derzeit mit zu vielen Unwägbarkeiten zu kämpfen. Die Stimmung ist nicht ungetrübt“, so Erlhöfer weiter.

Die Startposition 2022 kann dabei nicht losgelöst von der Konjunkturlage im Jahr 2021 betrachtet werden: Nach dem „Corona-Crash“ 2020 setzte – mit zum Teil erfreulicher Dynamik – zwar bei den meisten Parametern ein Erholungsprozess ein. Von dem Erreichen des Vorkrisen-Niveaus sind die Unternehmen am Ende des Vorjahres jedoch noch ein Stück weit entfernt.

Immerhin: Gefragt nach den geplanten Personalmaßnahmen melden die befragten Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet und in Westfalen positive Zahlen. Knapp ein Drittel (38 %) der Unternehmen planen Neueinstellungen, betriebsbedingte Entlassungen sind kaum ein Thema (4 %). Knapp ein Fünftel plant aktuell Mehrarbeit. „Die Beschäftigungsprognosen einschließlich der Prognosen für das Ausbildungsangebot sehen gut aus. Ich hoffe, die Lieferketten- und Logistikprobleme lösen sich nach und nach auf, so dass die Unternehmen ihre Produktionsabläufe wieder vernünftig planen können“, so Erlhöfer weiter.

Mit Sorge blickt Dirk W. Erlhöfer auf die sich verschärfende Energiepreisspirale. „Davon sind auch unsere Mitglieder mit zum Teil sehr hohen Energiebedarfen betroffen. Mit der Abschaltung weiterer Atomkraftwerke zum Jahreswechsel rückt dieses Thema verstärkt in den Fokus. Die Politik muss vom Reden ins Handeln kommen und die gesellschaftlich gewollte Energiewende endlich anpacken statt immer nur über CO2-Einsparziele zu sprechen“, so Erlhöfer. Die Wirtschaft – und insbesondere die energieintensive Industrie – benötige gesicherte Energielieferungen zu wettbewerbsfähigen Preisen, mahnte Erlhöfer abschließend.