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Reaktion auf Forderungen der IG BCE

„Der Markt regelt.“ Diese Weisheit liegt der freien Marktwirtschaft zugrunde. Bei besonderen Härten greift in der deutschen Sozialen Marktwirtschaft der Staat ein. Was das mit der anstehenden Tarifrunde in der chemisch-pharmazeutischen Industrie zu tun hat? Die Gewerkschaft IG BCE hat mit ihrer heutigen Forderung für den Landesbezirk Westfalen – 7 % Entgeltsteigerung, Extras exklusiv für IGBCE-Mitglieder, Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages – den Grundstein dafür gelegt, dass der Standort Deutschland für immer mehr Unternehmen unattraktiver wird. Der Markt regelt. Und findet zunehmend außerhalb Deutschlands statt.

„Wir lesen links und rechts von Standortverlagerungen, von Personalabbau, von Produktionsrückgang infolge Auftragsrückgang. Die IG BCE scheint die aktuelle Lage zu ignorieren und gefährdet mit ihrer weder krisengerechten noch finanzierbaren Forderung den Standort Deutschland“ so Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des Westfälischen Arbeitverberverbandes Chemie e.V.. Denn die chemisch-pharmazeutische Industrie stecke in einer doppelten Krise: konjunkturell gebe es keine Impulse, die Nachfrage sei weiter schwach. „Und strukturell haben wir mit horrenden Stromkosten, Überregulierung und im internationalen Vergleich hohen Arbeitskosten zu kämpfen“, so Erlhöfer. Wenig verwunderlich, dass Unternehmen alternative Möglichkeiten prüfen. Die Branchendaten Chemie/Pharma sprechen eine deutliche Sprache: 2023 ist die Pro-duktion erneut eingebrochen, um weitere 8 Prozent. Der Branchenumsatz lag mit minus 12 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. „In diesem wirtschaftlichen Umfeld mindestens 7 % Entgeltsteigerungen zu fordern, ignoriert die Realität völlig“, so Erlhöfer weiter. Er habe Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten, gleichzeitig werde in der Chemie-Industrie im Vergleich sehr gutes Geld verdient. Aber: „Wenn wir den Bogen überspannen, verdienen immer weniger Beschäftige an immer weniger deutschen Standorten gutes Geld.“

Die Verhandlungen für gut 40.000 Chemie-Tarifbeschäftigte in Westfalen beginnen am 23. April 2024 in Bochum.